Nicht schön, aber selten

 

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Und das ist auch gut so. Nicht jeder muss sich einen Warhol übers Bett hängen oder einen Picasso golden berahmt an der Wand befestigen. Jedoch sieht sich moderne Kunst meiner Ansicht nach Kritik einer größeren Masse ausgesetzt. Der teils verspottete avantgardistische Pinselstrich zeichnet sich vor allem durch eines aus: Einen ungerechtfertigten hohen Preis, bei dem sich der Betrachter fragt, wie er zustande kommt. Unser Spiel am Wochenende gegen den TSV Rudow hätte gleich in mehrerer Hinsicht das Potenzial, es ins Guggenheim Museum für moderne Kunst nach Bilbao zu schaffen. Nicht schön, selten (scheiße gespielt), der Betrachter fragt sich, wie es zu diesem hohen Ergebnis kommt und trotzdem war es ein wichtiger Sieg und gehört eingerahmt. Und da lässt sich auch nicht drüber streiten.

Den ersten Farbkleks auf der Anzeigentafel setzte Böttcher von halbrechter Position (2., 0:1). Das Spiel gestaltete sich von Anfang an ausgeglichen. Jegliche Versuche mit mehr als einem Tor in Führung zu gehen, wurden von beiden Mannschaften abgewehrt (27., 14:14). Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen ließen wir teilweise fahrlässig Chancen liegen und konnten unser Tempospiel nicht etablieren, auf der anderen Seite bekamen wir defensiv keinen richtigen Zugriff und Zieschank fehlte bei einigen Bällen das nötige Quäntchen Glück, um den Ball final zu parieren. Man musste sich als Blau-Weißer schon fast verwundert die Augen reiben, wenn man einen Blick auf die Anzeigentafel warf und dort einen ausgeglichenen Spielstand lesen konnte. Eine Heim-Auszeit später konnten wir an den richten Stellschrauben drehen und erstmal mit drei Toren in Führung gehen29., 14:17). Diesen Vorteil nahmen wir mit in die Kabine.

Nach der Halbzeit stellten wir die Abwehr auf ein 5:1-System um, um die zum Teil einfachen Tore aus zentraler Position zu vermeiden. Leider ging dieser Plan zunächst nicht auf, sodass Rudow ein ums andere Mal aus dem Rückraum abschließen konnte. Offensiv fehlte zwar nach wie vor das Tempo, dennoch hatten wir nun unsere Struktur gefunden und einen Schäper in unseren Reihen, der das Heft in die Hand nahm (35., 18:23). Durch einige Fehler, schlechte Entscheidungen und Fehlwürfe, luden wir die Gastgeber zu einem Comeback ein (42., 23:25). Auch wenn wir an diesem Samstag sicherlich nicht unseren besten Handball zeigen konnten, waren wir dennoch nicht gewillt, die zwei Punkte abzuschenken. Das kleine Bisschen Rudower Hoffnung wurde entsprechend in der Folge durch einen blau-weißen 8:0-Lauf zunichte gemacht (50., 23:33). Und wieder rieb sich der Zuschauer beim Blick auf die Anzeigentafel verwundert die Augen: „10 Tore Differenz? Ernsthaft? Wann ist das den passiert?“ Ganz ehrlich: Wissen wir auch nicht. Die abschließenden 10 Minuten konnte Rudow sich fangen und eine Demontage abwenden. Erwähnt sei an dieser Stelle noch der unnachahmliche Sprint von Reichwald, der den Ball von Büttner forderte, um den Tempogegenstoß zum 40. Tor abschließen und uns somit eine Kiste isotonischer Kaltgetränke spendieren zu dürfen.

Auf dem Weg zu unserem Ziel, auch am Saisonende vom zweiten Tabellenplatz grüßen zu können, ist es wichtig, nicht nachzulassen und auch in den folgenden Spielen die Punkte nach Hause zu fahren. Ein erster wichtiger Schritt wurde damit gegen Rudow gegangen, drei weitere folgen. Der nächste folgt erst in zwei Wochen (28.4., 16 Uhr), wenn mit der SG Rotation ein Gegner in die Kolonne kommt, gegen den wir Wiedergutmachung betreiben möchten. An dieser Stelle möchten wir noch einmal unsere Glückwünsche zum Aufstieg der M2 und M3 zum Ausdruck bringen! Starkes Brett, großes Tennis!

 

Eure M1