oder auch: der Nina-Effekt

Gut, okay…ganz so sensationell, wie es die Überschrift zu suggerieren versucht, ist unser Sieg nicht, da wir nach der Hinrunde aus der Stadtliga ohne Punktverlust aufsteigen und unser Gastgeber, die SG Hermsdorf-Waidmannslust, aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Verbandsliga absteigen wird.
Eben noch zwei Ligen Unterschied, zur Rückrunde dann in einer Liga, dennoch waren Favoriten- und Außenseiterrolle klar verteilt.

Unsere Mädels nahmen allerdings ihren Lauf aus der Liga mit in die erste Halbzeit und erspielten sich mit schnellen Füßen und schnellen Bällen zahlreiche Torchancen, die in den meisten Fällen auch erfolgreich verwertet wurden. Der Angriff funktionierte so, wie wir Trainer es uns vorgestellt und gewünscht hatten. Leider kann man über die Abwehrarbeit nicht dasselbe behaupten: Immer wieder setzten sich die uns körperlich weit überlegenen Gegnerinnen gegen unsere Abwehr durch oder standen plötzlich frei vor unserem Tor und kamen so ebenfalls zu vielen Torchancen.
Unser Tor hütete allerdings Nina! Ein Bollwerk! Eine Walküre! Eine Riesin – wenn auch eine kleine! Ein ums andere Mal entschärfte sie die gegnerischen Torwürfe und sorgte so dafür, dass wir nicht nur mithielten, sondern uns sogar eine recht komfortable Halbzeitführung von 15:9 erspielen konnten.

Den bisherigen Saisonverlauf Revue passieren lassend käme man nun eventuell zu dem Schluss, das Spiel sei gelaufen, da wir in Hälfte zwei nach Umstellung von Mann- auf Raumdeckung regelmäßig deutlich weniger Tore kassiert haben als in Hälfte eins. Allerdings hatten wir auch noch nicht gegen einen solch hochklassigen Gegner gespielt! Würde unsere bis dato verlässliche 3:2:1-Deckung gegen den Verbandsligisten bestehen?

Leider nur bedingt! Die individuell starken Gegnerinnen versuchten immer wieder, durch gute Bewegungen und Laufwege Lücken zu erzeugen und diese zu nutzen, was wir nur teilweise verhindern konnten. Öfter als uns lieb war durchbrachen die Gegnerinnen unsere Abwehr, die erkennbar Probleme hatte, den schnellen und kräftigen Angreiferinnen standzuhalten.

Trotz Ninas weiterhin überragender Leistung im Tor verkürzten die Nordberliner Mädels den Rückstand nach und nach, weil sich nun auch wieder unser größtes Problem bemerkbar machte: das Positionsspiel gegen eine körperlich überlegene Raumdeckung. An Würfe aus dem Rückraum war aufgrund des Größenunterschieds gar nicht zu denken, und unsere Laufwege gingen oftmals nicht in die richtige Richtung oder wurden nur halbherzig bzw. zu langsam durchgeführt. Wir schafften es auch leider in der Abwehr nicht, Bälle zu erobern und Tempogegenstöße zu laufen, zumal die Hermsdorferinnen auch ein gutes Rückzugsverhalten an den Tag legten. Da aber ab und zu doch mal ein Angriff über den Kreis, über Außen oder auch nach einer 1:1-Situation erfolgreich gespielt wurde und Nina die drei für uns gegebenen 7m sicher verwandeln konnte, erzielten wir immerhin noch acht Tore. Unsere Gegner kamen in der Schlussphase zwar noch einmal auf 19:20 heran, ganz offensichtlich aber hatte Nina sich längst in ihre Köpfe gespielt! Sie parierte noch zwei freie Würfe direkt hintereinander und hielt die Hermsdorfer damit bei elf Toren nach dem Seitenwechsel, und in Minute 40 setzte Pauline nach unserem einzigen Tempogegenstoß in Halbzeit zwei den Deckel auf den glücklichen und zwar erhofften, aber keineswegs zu erwartenden 20:23-Sieg.

Es spielten: Nina, Joy, Pauline, Mia, Wilma, Ondine, Paula, Ella, Gabi, Rinesa, Ronja und leider krank auf der Bank: Kathi

(Den Spielbericht schrieb ich aus der Erinnerung heraus, da mir leider kein Spielprotokoll vorliegt, an dem ich mich entlanghangeln kann. Insofern bitte ich um Nachsicht, falls der eine oder andere aufmerksame Leser meint, einen Fehler entdeckt zu haben! Aus dem gleichen Grund gibt es auch keine Angaben zur Torverteilung!)

Fazit:
Die Mädchen haben toll gespielt, keine Frage, und sich wieder einmal gegen eine körperlich und teilweise auch spielerisch überlegene Mannschaft durchgesetzt. Jedoch waren wir nicht unbedingt besser als der Gegner, der uns vor allem in der zweiten Spielhälfte unsere Grenzen aufgezeigt hat. Der Schlüssel zum Sieg lag vielmehr in Kampfgeist und Siegeswillen, vor allem aber auch in unserer effektiveren Chancenverwertung, weil Nina mit Opas Werkzeugkasten das Tor vernagelt hat! Nina hat uns – ich drücke es mal deutlich aus und bitte um Entschuldigung – mit ihrer Leistung den Arsch gerettet!

Abschließend möchte ich dem Hermsdorfer Trainer noch für sein faires Verhalten in einer strittigen Freiwurf/7m-Situation danken, der sich zu seinem Nachteil unserer Rechtsauffassung anschloss! Das erlebt man leider viel zu selten. Wäre diese Szene in der Schlussphase anders entschieden worden, hätte das dem Spiel nochmal eine Wendung geben können!

Wir stehen nun im Pokalhalbfinale und werden im Februar in der Kolonne gegen den amtierenden und künftigen Berliner Meister und Pokalsieger Berliner TSC antreten dürfen und dabei hoffentlich nicht allzu schlecht aussehen. Wie immer diese Partie dann auch ausgehen mag: wir haben schon viel mehr erreicht, als wir jemals erwarten konnten!

Chapeau Mädels, euch trainieren zu dürfen ist wirklich eine Freude!