Der Punktverlustgewinn

Derby-Zeit in Berlin! Am Samstag, 8. Dezember 2018, kam es pünktlich zum Rückrundenauftakt zum Revierderby zwischen OSF und Blau-Weiss. Diese Begegnung hat bereits eine lange Tradition mit viel Biss und Brisanz erfahren. Beide Mannschaften schenken sich nichts.

Doch werfen wir einen Blick auf das Spielfeld. Den besseren Start in einer insgesamt holprigen Anfangsphase erwischte OSF. Insbesondere Kreisläufer von Rumohr konnte ein ums andere Mal gefunden und durch den Rückraum von OSF in Szene gesetzt werden. Auf Seiten der Gäste zeichnete sich bereits in den Anfangsminuten Büttners Sahnetag ab (6:3, 11.). Zwielichtige Quellen bestätigten, dass es sich beim leistungssteigernden Mittel um einen mittäglichen Burger handelte.

In der Folge kamen diese gutaussehenden Jungs in ihren unfassbar geilen und nagelneuen blau-weissen Jerseys besser ins Spiel. Insbesondere Jobs, Büttner, Reichwald und der dreifache Schäper, der es an diesem Tag leider verpasste sich die zwischenzeitliche Krone des Torjägers Nr. 1 der Oberliga aufzusetzen, brachten Blau-Weiss mit ihren Toren ins Spiel (7:9, 21.). Einmal ins Laufen gebracht, entwickelte sich das Spiel der Tempelhofer zu einem Perpetuum Mobile. In der Defensive konnten die vielen Ballverluste der Heimmannschaft genutzt und insgesamt viele Stopps gefeiert werden. Im Angriff profitierten die Gäste von einer ausgeglichenen Mannschaftsleistung und guten Ballbewegungen (9:14, 30.). Man kann nur Vermutungen anstellen, was sich in der Kabine in der Halbzeitpause ereignete. Jedenfalls wurden jedoch der Killerinstinkt und die kalte Hundeschnauze vergessen, als man sich auf den Weg aus den Katakomben zurück aufs Spielfeld machte. Innerhalb weniger Augenblicke konnten Weber, Raffegeau und Cromm für die Hausherren treffen und den Vorsprung der Tempelhofer nihilisieren (15:15, 41.). Bei zuvor blau-weisser Heimspielatmosphäre wachten nun auch die Freunde des Schönefelder Handballsports auf, unterstützten ihre Mannschaft und machten die Atmosphäre zu etwas, das dem Namen Derby gerecht wurde. Insbesondere der Führungstreffer zum 16:15 nur wenige Augenblicke nach dem Ausgleich wurde frenetisch und lautstark gefeiert, während die Stimmung im blau-weissen Ultrablock eher der bei Oma’s Bridge-Runde ähnelte. Nachdem Jobs für Blau-Weiss zum erneuten Remis ausgleichen konnte, legte OSF einen Gang zu und zog binnen weniger Minuten durch einen in dieser Phase stark aufspielenden Wald auf 3 Tore davon (19:16, 47.).

Die Flügelzange Büttner-Reichwald nahm nun für die Tempelhofer das Heft in die Hand und glich im Alleingang aus (20:20, 53.) – Crunch Time, Baby! Ständig wechselnde Führungen, Ausgleichstreffer, vergebene Chancen und Schiedsrichterentscheidungen in den letzten Minuten versetzten die komplette Halle in ein Wechselbad der Gefühle. Jobs netzte zur blau-weissen Führung und zwang Ex-Coach Pöhl zur grünen Karte. Der anschließende Spielzug resultierte im erneuten Ausgleichstreffer für OSF. Einer dreiminütigen Torflaute auf beiden Seiten folgte der Führungstreffer für die Heimmannschaft 2,5 Minuten vor Ende. Wurfkuh Schäper nahm sich ein Herz und schleuderte das Spielgerät mit Wucht in die Maschen zum wiederholten Ausgleich (22:22, 59.). Büttner konnte wenige Sekunden später gar die erneute Führung erzielen. 44 Sekunden vor Schluss kommt es aus Perspektive der Schiedsrichter zu einem regelwidrigen Körperkontakt, welcher in einem Strafwurf für OSF mündete und sicher verwandelt werden konnte (23:23, 60.). Der letzte Angriff gehört Blau-Weiss, kann jedoch, aufgrund diverser internaler wie externaler Faktoren, nicht wertschöpfend vollendet werden.
Unterm Strich steht somit für den „schlechtesten Absteiger aller Zeiten“ ein Punktgewinn beim Berliner Meister 2010/11 und haushoch überlegenen Favoriten OSF, mit dem man sich begnügen und glücklich schätzen darf.

Nicht! Dass OSF diesen Punktgewinn hüpfend in einem Kreis feiert, als hätte man soeben Stralsund aus der Halle geschossen, während die Tempelhofer mit versteinerter Grumpy-Miene ihren Fans danken, spricht Bände. Die Punkteteilung war an diesem Abend nur für eine Mannschaft zufriedenstellend.

Eure enttäuschte M1