Nach der Lehrstunde in Grünheide war unsere junge Mannschaft im zweiten Saisonspiel doppelt gefordert: Im ersten Berliner Derby gegen den BFC Preußen ging es nicht nur um die ersten Regionalliga-Punkte, sondern auch um sportliche Ehre. Beide Teams waren nach dem Auftakt noch sieglos – beste Voraussetzungen also für eine packende und hochemotionale Begegnung. Die Erwartungen wurden voll erfüllt.
Das Spiel begann, wie es sich für ein Derby gehört: intensiv, hart und kompromisslos. Ganze neun Minuten blieb das Tor auf beiden Seiten wie vernagelt – beide Abwehrreihen lieferten sich eine kompromisslose Schlacht. Erst danach entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem Blau-Weiß stets knapp in Führung lag. Angetrieben von den starken 1-gegen-1-Aktionen von Tim Krist gelang es, die Preußen kontinuierlich mit ein bis zwei Toren auf Distanz zu halten, auch wenn die Rote Karte gegen Niklas Schewetzky in der ersten Halbzeit ein herber Rückschlag war. Doch die Abwehr hielt weiter konsequent dagegen, und im Tor wuchs Andreas Thieße über sich hinaus. Mit zahlreichen Paraden brachte er die Gäste immer wieder zur Verzweiflung. Lediglich BFC-Spieler Weiler fand hin und wieder eine Lücke in der Tempelhofer Defensive. Mit einer knappen 11:10-Führung ging es in die Pause.
Die zweite Halbzeit begann denkbar ungünstig. Mehrere einfache Ballverluste und individuelle Fehler in der Abwehr führten dazu, dass Preußen innerhalb weniger Minuten das Spiel drehte. Statt sicherer Führung lag Blau-Weiß plötzlich mit drei Toren zurück. In dieser Phase drohte die Partie zu kippen, doch die Tempelhofer hielten dagegen: Lautstark von den heimischen Fans in der Kolonnenfestung getragen, kämpfte sich die Mannschaft Schritt für Schritt zurück ins Spiel.
Während die Abwehr die Intensität wieder erhöhte und Andreas Thieße weiterhin Rückhalt gab. In der 44. Minute gelang schließlich durch einen energischen 3:0-Lauf der viel umjubelte Ausgleich – die Halle stand Kopf. Von da an entwickelte sich ein wahrer Derbykrimi: Jeder Treffer musste hart erarbeitet werden, beide Teams schenkten sich nichts. Blau-Weiß bewies in dieser Phase Nervenstärke und hielt trotz Unterzahlsituationen stand. Am Ende erzielte Tim Krist zwei Minuten vor Schluss den entscheidenden Treffer und brachte den Sieg in einer ungefährdeten letzten Minute über die Ziellinie. Endstand 25:24.
Dieser Derbysieg war weit mehr als nur zwei Punkte: Er bewies, dass die junge Mannschaft auch in Drucksituationen bestehen und Rückschläge wegstecken kann. Es war eine echte Reifeprüfung, die mit Leidenschaft, Teamgeist und unerschütterlichem Willen bestanden wurde.
Am kommenden Samstag wartet bereits die nächste Herausforderung: Blau-Weiß reist zum Tabellenführer HC Vorpommern-Greifswald, der nach zwei Siegen aus zwei Spielen mit makelloser Bilanz in die Partie geht.