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Eine Busfahrt, die ist lustig… Aber nur, wenn der Bus auch wirklich fährt. Dies war am Samstag, als die 1. Männer der SG TMBW zum Auswärtsspiel beim HC Spreewald antraten, zunächst nur auf der Hinfahrt der Fall. Doch der Reihe nach, denn zu berichten gibt es genug. Der Autor dieser Zeilen möchte dabei aber eher die Chronologie als den Populismus in den Vordergrund stellen, schließlich ging es vorrangig um ein Handballspiel, welches die SG TMBW mit 32:35 (16:16) verlor.

Im Gegensatz zum Hinspiel, in dem die SG TMBW lange Zeit einem deutlichen Rückstand hinterherrennen musste und diesen nur mit Mühe zur finalen Punkteteilung ausgleichen konnte, war im Rückspiel bis zur letzten Minute der (sportliche) Sieger der Partie nicht zu erkennen. Die SG erwischte den besseren Start, auch weil sich scheinbar nicht alle beim HCS mit dem Regelwerk auskennen. Doch die 2:0-Führung konnten die Gastgeber ausgleichen und ihrerseits in Führung gehen. Die Tore in Folge brachten die SG wieder in Front, doch auch diese Führung war nicht von Dauer. Im Laufe der ersten Hälfte konnte sich die TMBW dann dank einer kompromisslosen und harten Deckung einen Zwei-Tore-Vorsprung erarbeiten, der zwar gehalten, aber nicht ausgebaut wurde. Bis zum Pausenpfiff der bis dahin solide pfeifenden Oranienburger Schiedsrichter konnte der HCS aber zum 16:16 ausgleichen.

Auch im zweiten Spielabschnitt wechselt die Führung immer wieder hin und her. Mal führt der HCS mit 1-2 Toren, dann wieder die SG. Dieses Spiel setzte sich bis zur Mitte der Halbzeit fort, dann begannen sich die Ereignisse zu überschlagen. Nach einem harten Kopftreffer Wilkosz‘ vom 7m-Punkt (der ebenso hätte bestraft werden müssen, wie das minutenlange Beschimpfen der Schiedsrichter durch den HCS) und der kurze Zeit später folgenden Disqualifikation von Wilde schienen die Schiedsrichter sich von den niveaufreien HCS-Anhängern zu sehr beeinflussen zu lassen. Immer wieder gab es strittige Entscheidungen gegen die SG, bei der mal für ein Foul zwei Spieler das Feld verlassen mussten (Rot Kniewel, 2min Viehstädt, wohlgemerkt nur für das Foul, nicht für einen emotionalen Austausch von Kochrezepten mit dem Schiedsrichter) und Robert Lasarzik im Offensiv-Zweikampf mit zwei Spreewäldern wegen angeblichen Trikotziehens eine zweiminütige Auszeit bekam. Selbstverständlich ist die Niederlage nicht ausschließlich bei den Schiedsrichtern zu suchen, ebenso kann aber ein gewisser Einfluss nicht verneint werden. Dennoch gab es für die SG mehrfach die Möglichkeit, etwas für das Ergebnis zu tun, aber die Angriffs-Effektivität in dieser Phase war insgesamt ausbaufähig. In den letzten Sekunden und Minuten der Partie zeigte sich der HCS dann wieder von seiner bekannten Seite: ruppig. Zunächst wurde Jaroslaw Galus, nachdem er bei einem geistigen Nachtflug Basti Viehstädt am Hals zu Boden riss, disqualifiziert, kurze Zeit später erwischte es Nils Werner, ebenfalls HCS, nach einer Tätlichkeit. Da die Messe zu diesem Zeitpunkt bereits gelesen war und die SG ob des 32:35-Rück- und Endstandes resignierte, hielt man sich auch emotional zurück. Der letzte Torwurf(-Versuch) gehörte noch der SG. Die auf Spreewälder Seite höflich formulierte „Körperkontakt“ war vielmehr ein Griff in den Wurfarm, was die Kontrahenten Grellmann und Seewald zu einem imposanten Wortgefecht Brust-an-Brust animierte.

Hätte sich der HCS jetzt auf das Feiern des Sieges konzentriert wäre der Bericht an dieser Stelle zu Ende. Leider kam es doch etwas anders. Und zwar so anders, dass es nicht unter den Tisch gekehrt werden kann. Innerhalb von Sekunden bildete sich eine Traube von Spielern um Grellmann/Seewald was die gesamte Spreewälder Bank dazu animierte, sich dem anzuschließen. Um zahlenmäßig nicht in Verlegenheit zu kommen beteiligte sich nun auch die SG am diesem Rudel. Es fielen böse Worte und ein wenig geschubst wurde auch. Interessant ist, dass die bereits disqualifizierten Wilde und Werner an vorderster Front waren – hätten diese nicht auf der Tribüne sein müssen? Der ebenfalls disqualifizierte Galus flog erst wenige Sekunden später ein, scheinbar musste er vorher noch sein Hirn auf die Bank legen, anders ist seine Aktion nicht zu erklären: Mit Ellenbogen und Faust voran ist er in SG-Kapitän Paule Witt gesprungen(!). Die ärztlichen Ergebnisse der Untersuchung von Witt sind dem Autor nicht bekannt, aber es kann von Glück gesprochen werden, wenn im Gesicht nichts gebrochen ist. Nur mit Mühe konnten die Parteien wieder auseinander gebracht werden. Die Anhänger des HCS nutzen dieses Geraufe für lautstarke Interessensbekundungen, die eher an Gladiatorenkämpfe erinnerten – Cäsar wäre stolz auf euch! Insofern ist der pauschale Vorwurf des HCS, die SG wäre an allem schuld und die armen, ach so braven Spreewälder sind die Opfer, Vielmehr sollten sich die Verantwortlichen die Frage stellen, ob ein Spieler, der Vater ist und Vorbild sein sollte, noch tragbar ist, wenn er vorsätzlich und böswillig eine Verletzung des Gegners in Kauf nimmt. Abgesehen davon, dass die disqualifizierten Spieler gar nicht mehr im Innenraum hätten sein dürfen (Ordner?).

Zu allem Überfluss gestaltete sich die Fahrt der SG zurück zur Zivilisation schwierig: Der gemietete Bus verweigerte Komplett den Dienst, so dass Spieler, Betreuer und Fans zwei Stunden die Ruhe von Lübben auf dem Parkplatz vor der Halle genießen konnten, ehe der Ersatzbus endlich eintraf. So endete eine ereignisreiche Auswärtsfahrt in den Spreewald nachts um halb eins. Es hätte nicht viel mehr schief gehen können…

Dies alles soll aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die SG ein insgesamt gutes Spiel gezeigt hat, und es lediglich verpasst hat, die Schwächephasen der Hausherren konsequent zu bestrafen. Auf der Leistung im Spreewald kann die SG aufbauen, wenn es am kommenden Wochenende zum Aufeinandertreffen mit dem Regionalliga-Absteiger Brandenburg West kommt. Bis dahin werden die Wunden geleckt und der Blick wieder nach oben gerichtet sein, um wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt zu erarbeiten.