Einen Punkt gewonnen oder einen Punkt verloren? Diese Frage konnte man sich in vielerlei Hinsicht stellen nach dem Unentschieden der mB1 der SG TMBW gegen den SV Mecklenburg-Schwerin am Sonntagnachmittag in der Kolonne.
Das Spiel stand unter keinen guten Vorzeichen. Aus Neubrandenburg mitgebrachte Verletzungen, verschiedene Infekte in unterschiedlichster Ausprägung, umgeknickte Fußgelenke im letzten Training… es stand zwar der gesamte Kader am Sonntag auf der Platte, aber er war doch arg ramponiert. Aber irgendwie musste es gehen…

Die mB 1 beginnt konzentriert: Aus einer stabilen Abwehr heraus werden gut strukturierte Angriffe vorgetragen und zum Abschluss gebracht. Über ein 2:2 setzt sich die mB 1 auf 5:2 ab, um bald darauf aber, als die Schweriner die Überraschung verarbeitet und sich spielerisch wieder gefangen haben, wieder das 5:5 hinnehmen zu müssen. Danach das gleiche Spiel: 9:6 für TMBW, aber sich von der Hektik der generischen Abwehrarbeit und der fehlenden Linie der Schiedsrichter anstecken lassen. Über ein 10:8 heißt es dann zur Pause doch nur 10:10, aber es wurde deutlich: Diese Sportschüler-Mannschaft aus Schwerin ist heute schlagbar, wenn die Kräfte reichen…

Wieder guter Start in die zweite Halbzeit: 12:10, aber dann wendet sich das Blatt. Während die Abwehr weiterhin gute Arbeit verrichtet, schleichen sich im Angriff Nachlässigkeiten ein. Die Auslösehandlungen werden nicht mehr sauber gespielt und zu viele unvorbereitete Würfe genommen. Schwerin gleicht aus (12:12), erhöht auf 13:15, hält fortan den Vorsprung (14:16, 15:17) und hat mehrmals die Chance auf drei Tore Vorsprung weg zu kommen. Wird der mB 1 nun die Puste ausgehen? Was die TMBW-Jungs in dieser Phase im Spiel hält, ist die weiterhin gute Abwehr, die den Schweriner Rückraum unter Druck setzt und zu einigen Fahrkarten verleitet, und die Willensstärke der TMBW-Jungs, die zum erfolgreichen Abschluss von Einzelaktionen führt: 17:17, 18:18, 19:19, dann sogar das 20:19 für TMBW knapp zwei Minuten vor Schluss. Angriff Schwerin, Pass an den Kreis, umstrittener 7m-Pfiff. Die Mecklenburger lassen sich Zeit. In so einer Situation müssen die Schiedsrichter nicht unbedingt die Zeit anhalten, aber sie sollten sich dann zumindest nicht von cleveren Spielern in aller Ruhe in Gespräche verstricken und die Uhr runter laufen lassen. Knapp 30 Sekunden vor Schluss kommt der 7m dann doch noch zur Ausführung: Wurf, drin. Ausgleich. Ein letzter Angriff für TMBW. Schnelle Pässe. Foul. Schlusspfiff. Ein letzter Freiwurf. Wurf mit aller Macht. Der Schweriner Block berührt den Ball, der Torwart auch, lenkt ihn mit den Fingerspitzen an den Innenpfosten und … der Ball springt zurück ins Feld. Ungläubige Reaktionen, aber es ist leider so.

Also angesichts der letzten eineinhalb Minuten des Spiels muss man die Eingangsfrage mit ‚Punktverlust‘ beantworten. Und unter normalen Umständen, muss der Anspruch eigentlich sein, diese Schweriner Mannschaft zu besiegen. Aber die Umstände waren nicht normal: August und Cosmo haben sich trotz ernsthafter Verletzungen durchgekämpft, viele andere Spieler waren angeschlagen, manche standen quasi 50 min auf dem Feld. Und als man dann ab Mitte der zweiten Halbzeit bis fünf Minuten vor Schluss einem Rückstand hinterherläuft, spricht alles gegen die Jungs. Und deshalb ist es ganz klar ein ‚Punktgewinn‘.

Und entgegen der selbst erteilten Auflage, in Spielberichten nur etwas zu Schiedsrichtern zu schreiben, wenn es positiv ist, nun doch – ganz ausnahmsweise – ein paar Worte zum angesetzten, jungen Gespann: Es war der Geschwindigkeit und üblichen Körperlichkeit eines Spiels in der Oberliga nicht gewachsen: Schritte wurden großzügigst ausgelegt, nur vier Zeitstrafen und fünf Siebenmeter verhängt, keine Abwehr im Kreis und kein einziges Stürmerfoul gepfiffen, auf Gleiches nicht gleich reagiert, ganz zu schweigen von der bereits geschilderten maßgeblichen Spielbeeinflussung in den letzten eineinhalb Minuten. So wurde in einem an sich fairen Spiel Hektik verbreitet. Dabei fehlt es wahrscheinlich nur an Erfahrung, die aber ohne ein paralleles, regelmäßiges Coaching in solchen Spielen nicht wirklich gesammelt werden kann. Und dann wundert die Ansetzung doch ein wenig… Soll und darf keine Ausrede sein, nur eine Beobachtung.

Jetzt heißt es schnell regenerieren und zu Kräften kommen. Denn schon am Tag der Deutschen Einheit führt der Weg die mB 1 über die Glienicker Brücke zur nächsten Sportschüler-Truppe, der des VfL Potsdam. Die Jung-Adler hatten gegen Neubrandenburg und die Füchse einen schweren Start in die Saison, stehen derzeit nur auf Rang 7 der Tabelle und werden – ihrem eigenen Anspruch folgend – alles daran setzen, Boden auf die Spitzenplätze gut zu machen. Die mB 1 der SG TMBW liegt nach drei Spielen und mit ausgeglichenem Punktekonto im Soll und steht auf Rang 5 der Oberliga Ostsee Spree.