Auftakt geglückt

Es war angerichtet. Nach dreieinhalb Monaten Vorbereitung und der Generalprobe am vergangenen Sonntag im Amateurpokal gegen Spandau, durften wir zum Saisonauftakt die SG Ajax/Altglienicke begrüßen, die in ihrer Aufstiegssaison im Vorjahr souverän den Klassenerhalt meisterten und mit lediglich einem Punkt weniger als wir abschlossen.

Beide Mannschaften hatten zwar über die Sommerpause ein paar Abgänge zu beklagen, doch zu Beginn der Erwärmung grüßten von beiden Hallenhälften überwiegend bekannte Gesichter. Da man zudem erst kürzlich beim Turnier der Ajaxe die Klingen kreuzte, wussten beide Trainerteams ziemlich genau, was auf sie zu kam.

Zwei wesentliche Vorgaben gab uns Übungsleiter Pöhl vor dem Spiel mit auf den Weg. Erstens die starke Deckungsleistung der Vorwoche konservieren, zweitens sollte im dritten Anlauf endlich mal ein Sieg zu Saisonbeginn verbucht werden.

Unsere Abwehr kam dann auch gleich wieder gut ins Spiel und schuf die Grundlage für erste Absetzbewegungen. Über 1:0 und 4:1 konnten wir auf 7:3 vorlegen. Gegen die körperlich sehr robuste 6-0 Deckung der Köpenicker waren wir immer dann gefährlich, wenn wir die schweren Jungs im Innenblock über vier, fünf oder sechs Stationen in die Bewegung zwangen. Irgendwann ging die Tür dann auf und wurde überwiegend erfolgreich bespielt. Hinzu kam das eine oder andere glückliche Momentum im Abschluss, in dem der Ball mit Block- oder Torwartberührung den Weg über die Torlinie schaffte. Während die Leistung in der Abwehr über die gesamte Spielzeit (beider Halbzeiten) auf hohem Niveau gehalten werden konnte, ließen wir es in der Folge im Angriff etwas schleifen, sodass der Vorsprung von vier Treffern schlussendlich mit in die Kabine genommen wurde (15:11).

Im zweiten Spielabschnitt wurde es dann sehr zäh, oft kurios und leider für lange Zeit unterm Strich der Ligenzugehörigkeit unwürdig. Es begann mit jeweils einem schnellen Tor auf beiden Seiten und mündete dann in ein sehr sehr ganz ganz langes Nichts. Nach dem 16:12 schafften wir es mehr als eine Viertelstunde (!) lang nicht mehr den Ball in des Gegners Gehäuse unterzubringen. Nun hatten die Ajaxe zugegeben auch einen guten Mann zwischen den Pfosten stehen aber die zwischenzeitliche Quote – nur die zweite Halbzeit herangezogen – von über 90% können wir nicht alleine seinem Leistungsvermögen anrechnen. Hinzu kam noch, dass wir nicht aus überwiegend aussichtslosen Rückraumsituationen scheiterten, sondern regelmäßig aus der Nahwurfdistanz von quasi jeder Position.

Kurios war, dass die Gäste unser Unvermögen vor des Gegners Tor nicht in Zählbares ummünzen konnten. Das lag zum einen an unserer konstant guten und – hier können wir uns dann auch mal kurz loben – immer leidenschaftlichen Abwehrarbeit, zum anderen aber auch am fortwährenden Unterzahlspiel der Köpenicker, die sich bis Ende der Partien gefühlt mehr Zeitstrafen infolge dialogischer Auseinandersetzung mit dem Schiedsrichterpaar holten als im Zweikampf mit unseren Farben. So wurde aus dem 16:12 innerhalb von 15 Minuten ein 16:15 ehe es unserem Jüngsten vergönnt war, vorne mal wieder zu netzen. Die verbleibende Spielzeit gewann die Partie leider auch nicht mehr nennenswert an Niveau aber immerhin kamen auf beiden Seiten noch ein paar Tore auf die Habenseite. Ajax glich beim 17:17 erstmals seit dem 1:1 wieder aus. Wenig später aber stand es schon wieder 21:17 und die Messe war gelesen. Beim Abpfiff und dem Stand von 23:19 war der Halbzeitvorsprung wieder in Stein gemeißelt.

Unterm Strich ein verdienter Erfolg, den wir uns nicht nur in erster Linie sondern zu 100 Prozent in der Abwehr erackert haben. Nicht schön aber immerhin beide Vorgaben des Trainers umgesetzt. Irrwitzigerweise grüßen wir bis zum kommenden Freitag nun sogar von der Tabellenspitze. Dort standen wir seit dem Abstieg aus der Oberliga noch nie. Allerdings griffen genau jene vier Mannschaften, die die ersten vier Tabellenplätze in diesem Jahr vermutlich unter sich ausspielen werden, noch gar nicht aktiv ins Geschehen ein.

Am nächsten Sonntag führt uns die erste Auswärtsfahrt nach Kreuzberg, wo uns der BTV empfängt, der ein wenig überraschend in Hellersdorf verlor. Mit einer ähnlich guten Performance in der Defensive lässt sich vielleicht auch am Schlesischen Tor an einem Punktgewinn schnuppern. Unser Angriff immerhin kann sich nur noch steigern.