Opa, erzähl doch mal

„Opa, erzähl doch mal wie du damals mit Blau-Weiß in die Oberliga aufgestiegen bist.“ Wird mich mein Enkel fragen, wenn ich Zigarre rauchend und Havana trinkend in dem Schaukelstuhl auf meiner Terrasse am Schlachtensee sitze. Und ich werde sagen: „Diggah!“ während ich meinen Enkel angucke und leicht nicke, „Das war echt krass man!“. Ich gönne mir noch einen kräftigen Schluck des bernsteinfarbenen Getränks, dem die Limette eine fruchtige Note verleiht. Dann blicke ich schwelgend auf in den sich rot färbenden Abendhimmel und fange an zu erzählen: „Wir schreiben das Jahr 2017. Es ist Sommer, ein heißer Sommer! Dein Opa ist gerade nach Berlin gezogen und sucht nach einem Handballverein…“ „Aber haben sich denn nicht alle Vereine um dich gerissen, Opa?“ unterbricht mich mein Enkel mit einer berechtigten Frage. „Nein, mein Kind. Denn damals war dein Opa noch nicht so berühmt wie jetzt.“ Das junge Kerlchen scheint verwirrt. Kennt doch mittlerweile jeder von Ostsee bis Spree seinen Großvater. Er nimmt die Antwort dennoch kommentarlos hin. „Nun, mein Junge, durch einen ehemaligen Hamburger Mitspieler kam dein Opa also zu Blau-Weiß. Und dort rannte man und schwitzte, man vergoss Blut und Tränen gleichermaßen, sprintete um den Bosepark und das Tempelhofer Feld, machte Kotzies und Butterfly-Situps. Wir stählten uns mit nur einem einzigen Ziel: Die Geilsten im Havanna in Schöneberg zu sein. Die Saison kam näher und das erste Spiel stand an und wir legten einen Fehlstart hin, wie er im Buche stand: 25:32-Niederlage gegen Lichtenrade. Insgesamt spielten wir sehr inkonstant. Auf glückliche Siege folgten bittere Niederlagen, einem Remis im Ghetto folgte ein unglückliches Unentschieden beim Tabellenprimus und einem souveränen Sieg folgte der Tiefpunkt der Saison pünktlich vor Weihnachten bei der Auswärtsniederlage gegen den Tabellenletzten.“ „War das das Spiel, bei dem Onkel Böttcher Respektschellen verteilt hat?“ fragt mich der neugierige Bursche während ich an der Zigarre ziehe. Ich nicke zustimmend. „Wie dem auch sei. Irgendetwas schien uns die Augen geöffnet zu haben. Plötzlich fingen wir an Spiele zu gewinnen, weil die Einstellung zumeist stimmte, auch wenn wir uns nach wie vor Schönheitsfehler leisteten. Aber wer weiß, wozu diese Schönheitsfehler gut waren, denn, mein Junge, schreib dir eins hinter die Ohren: Wenn du zu schön bist, wirst du gefi…“ Eine über dem Haus schwebende Amazon-Drohne macht das Wort, das ich sage, unverständlich. „Nachdem wir also einige Spiele gewinnen konnten, wurden die Ziele neu definiert, weil wir das Havanna in Windeseile und ohne Mühe erobert hatten: Wenn wir die Chance haben, wollen wir aufsteigen!“ – „Und diese Chance habt ihr dann genutzt?“ – „Ganz genau, mein Kind! Souverän wie kein zweiter spielten wir in jedem Spiel von Anfang an Hurra-Handball. Der Handballgott applaudierte von oben und..“ – „Aber habt ihr nicht das vorletzte Spiel gegen den Vorletzten ganz miserabel verloren?“ – „Ich denke, es ist Zeit für dich ins Bett zu gehen.“ beende ich die Geschichte.

Wir bedanken uns für die hervorragende Unterstützung von den Rängen, entschuldigen uns für die durchweg (Andy ausgenommen) miserable Leistung und hoffen, dass wir euch alle zum Saisonabschluss am Samstag (16 Uhr) in der Kolonne begrüßen dürfen. Es gibt was zu feiern, kommt ran!